Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der „Ruhrstadtkinder“!

Seit einem Jahr gibt es das Projekt „Ruhrstadtkinder“. Zwei Gruppen mit insgesamt 14 teilnehmenden Kindern im Alter von 9-12 Jahren treffen sich einmal wöchentlich und schreiben gemeinsam.

Doch das Projekt ist größer und vielschichtiger:

Eine Gesellschaft, in der Menschen in der Lage sind, ihre Vorstellungen, Bedarfe und Visionen zu artikulieren, in Sprache zu fassen, und sich miteinander auszutauschen. Sprache bedeutet Heimat und die Chance das eigene Lebensumfeld zu gestalten. Wer nicht spricht, wer nicht schreibt, wer sich vergräbt und die Kommunikation einstellt, kann sich am Leben – in der Gesellschaft – nicht beteiligen. Aktive Beteiligung, konstruktiv-mündige Auseinandersetzung mit der Lebenswelt sind daher die Vision für starke Kinder. So früh wie möglich die Freude an dieser Auseinandersetzung inspirierend darzustellen und mit Vielfalt anzubieten, ist möglich. „Wir haben die Zukunft im Gepäck, entwickeln Gestaltungskraft und konkrete Ergebnisse,“ sagen die Ruhrstadtkinder. Rückgrat, Mut, Handlungsspielraum in der Sprache und in der gezielten Formulierung, Diskussionsstärke und mündige Auseinandersetzung – dabei ganz viel Spaß und Lebensfreude als Motor – das ist die Vision. Gegen eine sprachlose Gesellschaft – für mehr „Sturm und Drang“. Schreiben heißt, aktiv Entscheidungen treffen – es macht stark und unabhängig im Geiste.


Sprache ist lebendig. Sprache spiegelt die Zeit. Das Projekt arbeiter in der modernen Sprache und lernt aus der Vergangenheit. Modern, zeitgemäß, lebendig, überraschend – und wenn man die Kinder fragt: immer am Puls der Zeit – so soll ihre Sprache sein. Tempo und Dynamik, Wendungen und Struktur sorgen für literarische Qualität und Möglichkeit. Dabei treibt die Ruhrstadtkinder auch der Blick in die Tradition im Land von Gutenberg, im Land der Dichter und Denker – „Sturm und Drang“ im dritten Jahrtausend, mit einem Hang zu Papier aber auch ohne Scheu vor der digitalen Welt. Alles hat seine Zeit. Auch hier gilt: keine Wahllosigkeit. Wertschätzung, Qualitätsbegriff und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen. Die Gruppe trägt sie in den Alltag des 21.Jahrhunderts. Vorschnelle Urteile sind verpönt: „Macht es besser – hinterfragt!“ Arbeit und Mühe sind kein Problem – Ziellosigkeit und Sinnlosigkeit schon.


Positive Verstärkung und einen Schutzraum schaffen, der freies Arbeiten mit der Sprache möglich macht. Dabei stehen bei allen Treffen die Freude, der Schwung und der Elan im Mittelpunkt. Zielorientiert wird gemeinsam an den Texten gearbeitet. Kein Kind schreibt einen Text ganz allein – die Ruhrstadtkinder produzieren Gruppenergebnisse. Niemals ohne Konzept, immer aufgesetzt an Modulen und doch mit der Freiheit zur kreativen und phantasievollen Arbeit, schaffen die Ruhrstadtkinder die Tiefe im Projekt und fühlen sich im Thema zu Hause. Das gibt die Sicherheit zur freien Entfaltung. Der stetige Abgleich in der Gruppe und die konsequente Führung und Moderation schaffen Gleichgewicht und Orientierung. Platz zur eigenen Entfaltung bleibt immer. Der Sprung zwischen den Genres und der Blick auf andere Künste inspiriert. Neben dem Handwerkszeug gibt es immer auch eine kleine, begleitende Ästhetik-Schule zur Vertiefung.


In den letzten Jahrzehnten wurde viel im Bereich Naturwissenschaft gefördert – Mädchen und Jungen haben besondere Aufmerksamkeit in diesem Bereich erfahren. Jetzt muss ein Gleichgewicht her – die Kunst, die Kultur, die Gesellschaftsfächer brauchen Aufmerksamkeit und strategische Führung und Unterstützung. Merke: Fanatiker lassen Phantasie nicht zu, Ignoranten haben Angst vor neuen Ideen. Deutschland – das Land der Dichter und Denker, Europa mit seinen herausragenden Kulturschätzen – die Heimatstadt hier vor Ort – die Ruhrwiesen und die Altstadt. All das ist ja nicht nur in Zahlen, Statistiken und Datensätzen vermittelbar und ausbaufähig. Die Literatur schafft neue Sichtweisen und Zugänge – dazu haben die Kinder einen unverstellten Blick und schaffen auch für Erwachsene Inspiration und Zugang. Im Zweifel reichen starken Kindern ein weißes Blatt und ein Bleistift. Mehr Buchstaben für alle!